Der nachfolgende Text findet sich auf der Homepage der Partei Mensch Umwelt Tierschutz und wird hier mit freundlicher Erlaubnis des Autors Dag Frommhold wiedergegeben.
Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz setzt sich aus ethischen, ökologischen und gesellschaftlichen Gründen für die vollständige Abschaffung der Jagd auf wild lebende Tiere in der Bundesrepublik Deutschland ein. Wir sehen im Töten von Tieren grundsätzlich kein Instrument, um ökologische Stabilität herzustellen oder aufrechtzuerhalten. Jagd schädigt vielmehr die Natur: Sie zerstört Tiergemeinschaften, destabilisiert natürliche Gleichgewichte, neurotisiert frei lebende Tiere und zwingt ihnen oftmals artuntypische Verhaltensweisen auf. Jagd führt zu enormem individuellem Streß und mißachtet vorsätzlich die grundlegendsten Interessen der betroffenen Wildtiere sowie des Natur- und Tierschutzes. Dennoch behauptet die Jägerschaft immer wieder, Jagd sei aus verschiedenen Gründen notwendig. Die elf wichtigsten Argumente haben wir im Folgenden einer kritischen Betrachtung unterzogen.
Urteil: Falsch. Wie in vielen biologischen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte, regeln sich die Bestände wildlebender Tiere durch soziale Mechanismen und Nahrungsangebot selbständig. Bei Füchsen beispielsweise bekommt in jagdfreien Gebieten nur ein kleiner Teil der Füchsinnen Nachwuchs, um die Populationsdichte nicht unnötig ansteigen zu lassen. "Geburtenkontrolle statt Massenelend" nannten namhafte Forscher dieses Phänomen. Wo Füchse jedoch gnadenlos verfolgt werden, steigt die Anzahl trächtiger Füchsinnen drastisch an, wodurch die Verluste rasch wieder ausgeglichen werden. Wenn man einen Blick auf großflächig jagdfreie Gebiete wirft, wird man rasch feststellen, daß die Tierpopulationen dort keineswegs im Ungleichgewicht sind. Im Gegenteil: Die Populationen dort sehr viel stabiler, die Artenvielfalt größer als in Arealen, in denen gejagt wird.
Urteil: Falsch. Genau das Gegenteil ist der Fall - so führt Jagd beispielsweise zu einer beschleunigten Ausbreitung der Tollwut. Jagd kann die Gesamtzahl an Füchsen nicht reduzieren (s.o.), die steigende Geburtenrate führt jedoch zu einer höheren Zahl an Jungfüchsen. Diese Jungfüchse wandern im Herbst aus dem elterlichen Revier ab, um sich ein eigenes Zuhause zu suchen - und begegnen auf ihren langen Wanderungen vielen Artgenossen, was sie zu idealen Tollwutüberträgern macht. Je mehr Füchse man tötet, desto rascher breitet sich daher die Tollwut aus. Daß die Schweinepest von Wildschweinen auf Haustiere übertragen wird, ist als Gerücht zu werten. Vielmehr tragen Jäger, die (unerlaubterweise) Schlachtabfälle zum Anlocken von Beutegreifern verwenden, dazu bei, daß Seuchen von Hausschweinen in die freie Wildbahn getragen werden.
Urteil: Falsch. Die jagdliche Hege dient in erster Linie dem Ziel, eine möglichst große Anzahl möglichst prächtiger Tiere zum Abschuß zur Verfügung zu haben. Darunter haben zunächst einmal alle Lebewesen zu leiden, die diesem Ziel zuwiderlaufen - Beutekonkurrenten wie Fuchs und Marder etwa, die im Rahmen der "Hege mit Flinte und Falle" erbarmungslos verfolgt werden. Als Beitrag zum Naturschutz kann das schwerlich gewertet werden.
Darüber hinaus werden im Rahmen sogenannter "Biotopverbesserungen" die Lebensbedingungen in Feld und Flur gezielt zugunsten jagdbarer Arten verändert. Tiere, die nicht gejagt werden dürfen und damit für den Jäger nicht interessant sind, werden dabei teilweise oder vollkommen verdrängt.
Manche Tierarten - wie etwa Rehe oder Wildschweine - werden von Jägern gezielt gefüttert. Dadurch werden natürlich einerseits die Abschußchancen maximiert, andererseits aber auch künstlich überhöhte Wilddichten geschaffen. Die resultierenden Schäden in der Forst- und Landwirtschaft werden dann allzu oft zum Anlaß genommen, nach höheren Abschußzahlen für das sogenannte Schalenwild zu rufen.
Urteil: Falsch. Durch die massive Fütterung von Rehen, Hirschen und Wildschweinen im Rahmen der jagdlichen Hege tragen die Jäger ja gerade dazu bei, die Populationsdichten dieser Tiearten künstlich auf hohem Niveau zu halten. Hege schafft also die vermeintliche Notwendigkeit der Jagd auf Reh, Hirsch und Wildschwein erst.
Abgesehen davon macht Jagd die Tiere scheu und zwingt sie in die Deckung des Waldes. Dadurch kommen Rehe und Hirsche oftmals erst mit den jungen Bäumen, an denen sie Schäl- und Verbißschäden anrichten, in Kontakt. Doch je mehr Schäden entstehen, desto intensiver werden die Rufe nach schärferer Bejagung.
Das Zusammenspiel von Jagd und Hege erzeugt damit einen Teufelskreis, unter dem nicht nur Natur und Tiere, sondern auch Land- und Forstwirtschaft zu leiden haben.
Urteil: Falsch. Selbst Wildtiere wie der Feldhase, die nach Einschätzung führender Wissenschaftler als bestandsbedroht einzustufen sind, werden von der Jägerschaft nach wie vor zu Hunderttausenden erschossen. Außerdem behaupten Jäger, sie müßten Füchse und andere Beutegreifer mit Flinte und Falle verfolgen, um deren Beutetiere vor dem Aussterben zu bewahren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Abgesehen davon, daß man so intelligente und anpassungsfähige Tiere wie Füchse mit jagdlichen Mitteln ohnehin nicht dezimieren kann (s.o.), erweisen sie ihren Beutetieren einen wichtigen Dienst. Dadurch, daß sie vor allem schwache und kranke Tiere erbeuten, halten sie beispielsweise Hasenbestände fit und gesund.
Darüber hinaus setzen Jäger faunenfremde Tiere wie Fasanen zu Jagdzwecken aus. Diese Arten stellen eine nur bedingt kalkulierbare Bedrohung für die einheimische Fauna dar - mancherorts wurde etwa das bestandsbedrohte Birkhuhn durch den Fasan verdrängt.
Zu guter Letzt darf man nicht vergessen, daß die Jagd selbst häufig nicht selektiv ist - Fallen beispielsweise töten wahllos, egal, ob es sich bei dem Opfer um einen Marder, ein Eichhörnchen oder eine Hauskatze handelt, und auch bei der Jagd mit dem Gewehr ist nicht immer klar, wer oder was das Opfer ist. Wie sonst wären die zahlreichen Jagdunfälle ("Jäger verwechselt Treiber mit Wildschwein") und versehentlichen Abschüsse von Haus- und Weidetieren zu erklären?
Urteil: Falsch. Jagd hat ohne jeden Zweifel eine jahrhundertealte Tradition - eine Tradition voller Blutvergießen, Grausamkeit und sinnloser Qual. Mittelalterliche Jagdarten, bei denen beispielsweise Füchse bis zu ihrem qualvollen Tod wieder und wieder in die Luft geschleudert, oder Rehe und Hirsche in Massen gefangen und anschließend in abgegrenzten Arenen von adligen Schützen hingerichtet wurden, sind schon vor geraumer Zeit verboten worden. Auch andere traditionsreiche, aber ethisch fragwürdige Praktiken wie Hexenverbrennungen oder Sklaverei wurden längst als anachronistisch erkannt und von der modernen Gesellschaft über Bord geworfen. Wie die Geschichte zeigt, muß mit überkommenen Traditionen manchmal gebrochen werden, wenn sie ethisch-moralischem Fortschritt im Weg stehen.
Urteil: Falsch. Jäger wurden sowohl in Europa als auch in den USA schon psychologischen und soziologischen Untersuchungen unterzogen und hinsichtlich verschiedener Aspekte mit Nichtjägern verglichen. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, daß Jäger keine höhere Naturverbundenheit aufweisen als Nichtjäger, Themen des Tier-, Umwelt- und Naturschutzes eher negativ gegenüberstehen und allgemein eine höhere Tendenz zu aggressiven Verhaltensweisen zeigen. Die jägerische Tier- und Naturliebe erfreut sich nicht am Dasein des geliebten Objekts; vielmehr zielt sie darauf ab, das geliebte Wesen mit Haut und Haar zu besitzen, und gipfelt darin, es durch den Akt des Tötens zur Beute zu machen. Nirgendwo zeigt sich dies deutlicher als in den Jagderzählungen, die in praktisch jeder Ausgabe der gängigen Jagdzeitschriften zu finden sind.
Urteil: Falsch. Die "Waidgerechtigkeit" ist ein ungeschriebenes Gesetz, dessen Inhalt die Jäger unter sich ausmachen. Dadurch, daß dieser Terminus Eingang in die Tierschutzgesetzgebung gefunden hat, ist praktisch alles legal, was noch irgendwie als "weidgerecht" bezeichnet werden kann. Jägern werden damit Verhaltensweisen gestattet, die bei jedem anderen Menschen sofort zu einem Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz führen würden. Die weiter unten aufgeführten Jagdarten sind Beispiele dafür.
Mit "Gerechtigkeit" hat die "Waidgerechtigkeit" nur wenig zu tun. Während es verpönt ist, das "edle" Hochwild an der Fütterung zu erschießen, hat kein Jäger Skrupel, dasselbe mit dem verhaßten Beutekonkurrenten Fuchs zu tun. Bei einer Treibjagd darf allerdings nur der Jäger ein verletztes Tier endgültig töten, der es zuvor auch angeschossen hat - mit dem Resultat, daß so mancher Hase oder Fuchs sich stundenlang blutend in unerträglichen Schmerzen winden muß, bevor man ihn schließlich umbringt. "Gerechtigkeit" also allenfalls für die Jäger, keineswegs jedoch für die Tiere.
Urteil: Falsch. In wildbiologischen Studien tauchen Haustiere als Mortalitätsfaktor für die betreffenden Forschungsobjekte in aller Regel nicht einmal auf; nur ein geradezu lächerlich kleiner Teil der "jagdbaren" Tiere fällt Hunden und Katzen zum Opfer. Dennoch haben Jäger das Recht, im Rahmen des sogenannten Jagdschutzes vermeintlich wildernde Hunde und Katzen zu erschießen - im Falle von Katzen bereits dann, wenn sie sich nur wenige hundert Meter von nächsten bewohnten Haus befinden. Offensichtlich macht die Jägerschaft davon regen Gebrauch. Zwar werden keine offiziellen Abschußstatistiken geführt, doch wird die Anzahl jährlich von Jägern getöteter Haustiere auf 350.000 bis 600.000 Katzen und 30.000 bis 60.000 Hunde geschätzt.
Urteil: Falsch. Die Jagdzeitschriften sind voll von Berichten über sogenannte Nachsuchen, bei denen Tiere zuerst nur angeschossen und schließlich nach oft stundenlanger Verfolgung getötet werden. Schätzungen zufolge treffen zwei Drittel aller jagdlichen Projektile ihr Ziel, ohne es zu töten!
Praktisch alle Jagdarten sind grausam. Ein besonders übles Beispiel ist etwa die Baujagd: Dabei sollen Füchse mit auf Schärfe abgerichteten Hunden aus ihrem Bau vor die Flinten wartender Jäger gehetzt werden. Jungfüchse werden in Gegenwart ihrer entsetzten Eltern vom Jagdhund zerfleischt; manche Füchse lassen sich in ihrer Verzweiflung auf Kämpfe mit dem Hund ein, was nicht selten zum Tod beider führt. Im Hinblick auf die Jagd mit angeblich "sofort tötenden" Schlagfallen gibt es Studien, die ausweisen, daß ein Großteil der darin gefangenen Tiere schwer an Pfoten, Schwanz oder Körper verletzt werden, und mehr als 20 Prozent der Fallenopfer entkommen mit Laufverstümmelungen.
Nicht zu vergessen sind natürlich auch die allherbstlichen Treibjagden: Voraussetzung für den Erfolg einer Treibjagd ist die panische Angst der gejagten Tiere, um sie zur Flucht aus dem für sie zunächst sicheren Versteck zu bewegen.
Urteil: Falsch. Der größte Teil der getöteten Tiere wird keiner wie auch immer gearteten Nutzung zugeführt. Jagd und Hege sind in erster Linie Selbstzweck; Jäger genießen vielmehr das Töten und Beutemachen, wie sie in den gängigen Jagdzeitschriften auch immer wieder deutlich machen. Niemand muß heute mehr Fuchs- oder Marderpelze tragen, um sich warmhalten zu können, und auch Wildfleisch ist aus ökologischer wie ökonomischer Perspektive vollkommen verzichtbar.
Wir dürfen nicht vergessen, daß es sich bei jenen Tieren, die wir so arrogant und ignorant als "jagdbar" bezeichnen, um lebende, denkende, fühlende Individuen mit einem Interesse an Leben und Unversehrtheit handelt. Es gibt schlichtweg keinen vernünftigen Grund, diese Lebewesen einer rücksichtslosen Verfolgung durch von egoistischen Interessen getriebene Hobbyjäger auszusetzen. Die Abschaffung der Jagd ist somit längst überfällig.
Dag Frommhold, Neuffen |
Bücher:
Frommhold, Dag: Das Anti-Jagdbuch - von der ethischen und ökologischen Realität des edlen Waidwerks. F. Hirthammer Verlag, München 1994, ISBN 3-88721-116-2
Frommhold, Dag: Jägerlatein. Okapi Verlag, Windeck 1996, ISBN 3-930424-01-0
Hagen, Horst und Wally: Die grüne Macho-Connection - Jäger und Gejagte. Tecklenborg Verlag, Steinfurt 1999, ISBN 3-924044-84-8
Wirth, Yvette: Die Jagd - ein Mordsspaß. Rhein-Mosel-Verlag, Briedel 1999, ISBN 3-929745-82-8
Broschüren:
Informationen zur Jagd - Fakten und Hintergründe (8 Seiten). Zu beziehen gegen EUR 1,- plus Porto bei Andreas Schneider, Heminghausen 1a, 57392 Schmallenberg.