Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Der Tibet-Spaniel ist - natürlich - kein Spaniel. Vielmehr darf man wohl den Pekinesen und den Mops als seine nächsten Verwandten ansehen. Ob dabei die beiden chinesischen Rassen ursprüglich aus dem Tibet stammen oder umgekehrt der Tibeter chinesische Urahnen hat, muss wohl ungeklärt bleiben. Wenn man sich jedenfalls Pekinesen oder Mops mit längerer Schnauze vorstellt, so ist die Ähnlichkeit zum Tibet-Spaniel unverkennbar. Häufig werden denn auch Tibet-Spaniels für Pekinesen-Mischlinge gehalten.
Im Tibet wurden - und werden - die Hunde bevorzugt in Klöstern gehalten, wo sie die Gebetsmühlen antrieben und als Wächter und wohl auch lebende Wärmflaschen dienten. In die westliche Welt kamen die Tibet-Spaniels erst in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Dort hatte es die Rasse zunächst schwer, sich durchzusetzen, da zur gleichen Zeit die Pekinesen groß in Mode waren. Ein Modehund ist er zu seinem Glück bis heute nicht geworden, und so ist er ein sehr "normaler" robuster und gesunder kleiner Hund geblieben, der dennoch den Reiz des geheimnisvoll Exotischen besitzt.
Der Tibet-Spaniel hat bei einer Schulterhöhe von etwas 25 cm ein Gewicht zwischen 4 und 7 kg. Er hat ein seidiges langes Fell mit feiner Unterwolle. Jede Färbung und Farbkombination ist zulässig. Besonders lang ist das Fell an Ohren, Hosen und Rute, die in kühnem Schwung über dem Rücken getragen wird wie eine Fahne.
Er ist ein freundlicher und unproblematischer Hund. Haus und Hof bewacht er aufmerksam, und für Kinder ist er ein unermüdlicher Spielkamerad. Er ist intelligent und sehr lernwillig und wird z.B. gern und erfolgreich in Agility ausgebildet. Damit Sie jedenfalls nichts falsch machen können, folgen hier
Die Fünf heiligen Regeln, wie ein Tibet-Spaniel und sein Besitzer miteinander glücklich werden!
Regel 1
- Wecken Sie nie einen Tibet-Spaniel!
- Falls Ihr Tibet-Spaniel gerade vor dem Spaziergang eine nahrhafte Zwischenmahlzeit einnehmen möchte, können Sie ihn freundlich auffordern, diese Mahlzeit auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben (Sie werden dies nicht schaffen). Eine von Seiten des Tibet-Spaniels empfohlene kleine Zwischenmahlzeit ist der Hundekeks. Um einen Hundekeks richtig zu genießen, braucht ein Tibet- Spaniel ca. 3 Minuten pro Keks, also so lange, bis der Besitzer angemessen "demütig" vor der Willensstärke des Tibet-Spaniels resigniert hat, aber doch noch nicht ganz bewegungsunfähig ist.
- Ein Tibet-Spaniel geht immer vor seinem Besitzer aus der Haustür (es könnte sein, daß gerade ein großer schwarzer Hund auf der Straße vorbeigeht, dem man Manieren beibringen muß).
Regel 2
- Wecken Sie nie einen schlafenden Tibet-Spaniel!
- Gehen Sie mit Ihrem Tibet-Spaniel dann spazieren, wenn es ihm paßt (also nicht zu früh und nicht zu spät).
- Beobachten Sie genau den Gemütszustand Ihres Tibet-Spaniels. Schlagen Sie Ihrem Tibet- Spaniel nicht einen langen Spaziergang vor, wenn es ihm gerade nach faulenzen ist. Es würde auch nichts bringen, ihm einen "Blitzspaziergang" vorzuschlagen, wenn er gerade entschlossen ist, sich in die großen Geheimnisse des Maulwurffangens zu vertiefen oder ihm aus dem Nachbargarten ein verlockender Duft entgegen kommt.
Regel 3
- Wecken Sie nie einen träumenden Tibet-Spaniel!
- Im Sommer müssen die Straßenverhältnisse und das Gelände trocken, staubfrei und unbedingt gut duftend sein.
- Im Winter ist das einzige akzeptierte "Rausgehwetter" etwas Frost (-2 Grad C) und etwa 1Zentimeter Schnee, eingefrorene Pfützen und viele Spuren von Wild.
- Die empfohlene Länge der Leine des Tibet-Spaniels ist 20 Meter, da man mit einer kürzeren Leine die Grabenränder nicht gründlich untersuchen kann. Der Besitzer hat ergeben hinterher zu gehen.
- Es ist sehr wichtig, daß der Besitzer Leckerchen in der Jackentasche hat.
Regel 4
- Wecken Sie nie einen dösenden Tibet-Spaniel (auch nicht während des Spazierganges)!
- Gehen Sie gerade so schnell oder langsam, wie Ihr Tibet-Spaniel es wünscht (lieber langsam).
- Falls Sie und Ihr Tibet-Spaniel Meinungsverschiedenheiten wegen der Richtung des Spaziergangs haben, können Sie demütig bitten, daß Ihr Tibet-Spaniel Ihnen folgt (dies wird natürlich scheitern). Seitens eines Tibet-Spaniels ist es am besten, zielstrebig zu ziehen, so daß auch der ahnungsloseste Besitzer versteht, wer hier die Richtung bestimmt.
- Lassen Sie Ihren Tibet-Spaniel ausgiebig die Straßenränder beschnuppern, wirklich, so lange er möchte. Versuchen Sie nicht einzuschlafen!
- Wenn Ihr Tibet-Spaniel sich auf eine Parkbank o.ä. hinsetzen möchte, um sich über die Welt oder andere Sachen zu wundern, akzeptieren Sie das ohne Widerworte. Nehmen Sie ein Buch oder ein Kreuzworträtsel mit.
- Falls Ihr Tibet-Spaniel einen schwarzen Hund entdeckt, dem man Manieren beibringen muß, können Sie freundlich versuchen ihn zur Ruhe zu bewegen, es wird ein Versuch bleiben!
- Es kann schon mal passieren, daß Ihr Tibet-Spaniel nicht einverstanden ist, nach Hause zu gehen. Protestieren hilft nicht. Um peinliche Situationen zu vermeiden, seien Sie vorbereitet Ihre Überredungskünste massivst einsetzen zu müssen (versprechen Sie z.B. das Lieblingsmenü, nette Besucher oder eine Autofahrt).
Regel 5
- Wecken Sie nie einen nachdenklichen aber wachsamen Tibet-Spaniel!
- Es ist empfehlenswert einem Tibet-Spaniel Abwechslung zu bieten. Wenn der Besitzer dies nicht selbst versteht, meldet der Tibet-Spaniel sich. Er weigert sich spazieren zu gehen, starrt einen ununterbrochen an, gestikuliert mit seiner Pfote und kann sogar knurren (dies macht auch ein hungriger Tibet-Spaniel).
- Autofahren ist sehr empfehlenswert, da es die Stimmbänder Ihres Tibet-Spaniels trainiert (vorbeigehende Hunde). Das Autofahren öffnet auch das Weltbild Ihres Tibet-Spaniels (die Hunde des Nachbarortes). Der Tibet-Spaniel sollte einen geeigneten Platz im Auto haben, die Rückbank ist nicht geeignet, da man von dort nichts sehen kann.
- Manchmal möchte Ihr Tibet-Spaniel einen Spaziergang machen, auf Ihrem Arm! Das Tragen eines Tibet-Spaniels ist gesunde Körperertüchtigung.
(Wir danken Herrn Muschter vom Zwinger Kang Tise für die Erlaubnis, diesen Text zu übernehmen.)
Die Rasse ist von der FCI anerkannt und in der Gruppe 9 (Schoß- und Begleithunde) Sektion 5 (Tibetische Hunderassen) aufgeführt.
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